Freitag, 27. Mai 2016

Kapitel 2 - Enemies

Ein bekanntes Rauschen erfüllte Robys Ohren. Sie kannte dieses Gefühl, es war das Rauschen, das sie verspürte, wenn sie durch den Weltraum reiste. Der Sprung in den Hyperraum löste es aus, und mittlerweile war es nicht mehr unangenehm, sondern es war das, was sie als normal empfand. Es vermittelte ihr ein Gefühl von Heimat, und Sicherheit.
Doch heute wurde diese emotionale Behaglichkeit von ihren eigenen Schmerzen überlagert. Ihre Kehle, ihr Oberkörper, einfach alles. Selbst ihr Inneres schmerzte, als habe sie nicht nur einen furchtbaren Verlust erlitten, sondern man sie auch noch geprügelt. Seltsam. Das Training mit Kaye verlief schon lange nicht mehr so, dass sie grün und blau davon aufwachte. Immerhin war sie in einigen Monaten bereit für die Prüfung und schon geschickt genug. Nicht überragend, aber sie war nun schon seit Jahren eine Padawan, sie konnte sich verteidigen und war stark in der Macht. Nur ihre Laserschwerttechnik ließ zu wünschen übrig, wie sie selbst wusste. Ihr Jar'Kai war nicht gut genug, deshalb hatte Kaye ihr befohlen zu Niman zurückzukehren. Mehr als vierzehn Standardmonate war das her, aber auch hier hatte sie noch große Probleme. Ihr Bewusstsein für die Macht wurde geschmälert, wann immer sie sich in einem Kampf befand, und daran musste sie arbeiten.
An der Macht arbeiten hieß vor allem Meditieren. Roby erhob sich von der Pritsche, auf der sie gelegen hatte und versuchte sich zu strecken. Ein schmerzhaftes Krachen in ihrem Rücken war das Resultat, und sie schnappte nach Luft. Was war nur passiert? Auf ihr lautes Keuchen reagierte niemand. Seltsam. Kaye hätte sie niemals so allein gelassen, wenn etwas ernsthaftes geschehen war, wie konnte das alles sein? Wo war Kaye?
Dann geschah etwas merkwürdiges.
Ihr Kopf explodierte. Die Erinnerungen kamen so schlagartig zurück, dass sie den physischen Schmerz noch einmal erlebte. Sie sah die Leichen. Zanna, Dirge, Tsa-Nih, Brane, Meister Kaye... der rote Schatten hatte sie getötet. Sie alle.

Durch die Heckscheibe der Fähre betrachtete Maul blicklos das vorbeiziehende Lichtspektakel des Hyperraums. Bis sie ihr Ziel erreicht hatten, würden sie noch lange fliegen. Von Naboo aus war es ein langer Weg bis nach Korriban, und er selbst war sich noch immer nicht sicher, was er dort wollte. Korriban war der Planet der Sith, lange verlassen und vergessen, doch vielleicht zog es ihn gerade deshalb dorthin. Der Planet und er, sie hatten etwas gemeinsam; sie hatten ihren Sinn verloren. Korriban, als Quelle und Zentrum der Dunklen Seite der Macht, hatte Jahrtausende des Kriegs und der Dunkelheit über diese, und viele andere Galaxien gebracht. Nun war der Planet verlassen, die Akademie verschwunden, und Korribans dunkles Mal verblasste im Schatten der Zeit.
Und er selbst? Er hatte seinen Meister verraten, war abtrünnig geworden. Die Gnade, die er gezeigt hatte, gehörte zu den Gefühlen, die er nicht kennen sollte. Ein Sith schwankte nicht, ein Sith kannte keine Gnade. Beinahe automatisch warf er einen Blick auf sein linkes Handgelenk, strich über die tiefen Narben, die ein Laserstrahl vor langer Zeit dort hinterlassen hatte. Die Buchstaben, die nicht einmal seinem eigenen Heimatalphabet entsprangen, hatten ihn sein Leben lang geprägt. Aurek-Besh war eine gnadenlose Schrift, ebenso wie die Sith gnadenlos waren. Der Kodex. Das einzige, was sich niemals ändern würde. Eine Realität, die sein Leben bestimmte. Ein Gesetz, das ihn an seinen Meister band, aber auch von unendlicher Freiheit sang. Er strich über die Narbenwülste, und seine Lippen formten die Worte, die er jedoch nur stumm im Geist rezitierte:

Frieden ist eine Lüge.
Es gibt nur Leidenschaft.
Durch Leidenschaft erlange ich Kraft.
Durch Kraft erlange ich Macht.
Durch Macht erlange ich den Sieg.
Der Sieg zerbricht meine Ketten.“
Machtvolle Worte, die ihn fesselten und befreien könnten. Er musste nur siegen. Eines Tages musste er die Ketten abstreifen und oben auf sein, seinen Meister übertrumpfen. Doch daran zu denken war schwer.
Die seltsame Erinnerung, die er gesehen hatte, als die Padawan ihn durch die Macht berührt hatte, hing ihm immer noch nach. Nicht, dass er wirklich darüber nachdenken würde, viel mehr hatte sie, wo sonst alles war, was er nutzte um sich anzutreiben, das innere Feuer gedämpft. Wut, Hass und Zorn waren immer noch da, das konnte er spüren, doch sie waren, wie durch einen Schleier, von seiner eigenen Wahrnehmung getrennt. Dieser Schleier war Verwirrung, Konfussion, beinahe Angst. Diese Erinnerung konnte nicht real gewesen sein, aber wenn sie das nicht war – woher kam sie dann? Was war sie dann?
So viele Fragen, auf die er keine Antwort finden konnte.
So viele Fragen, die ihn nach Korriban leiteten. Ob er dort eine Antwort finden würde, oder ob es nur Wunschdenken war, vermochte er selbst nicht zu sagen. Doch das Wissen, das dieser Planet in sich trug, würde ihm weiterhelfen können. Die Großen der Sith waren dort gewesen. Darth Malek, Darth Revan, Darth Bane – doch nach ihnen hatte niemand mehr diesen Planeten betreten. Selbst sein Meister hatte sich Zeit seines Lebens von Korriban ferngehalten. Maul hatte nie gefragt, doch gerade jetzt wünschte er sich, zu wissen wieso dem so war. Sicherlich barg Korriban ein Geheimnis, doch war dies so grauenhaft, war die Macht dort so stark, dass sie sich von niemandem unterwerfen ließ?
Viel eher vermutete er, dass sein Meister nie die Not hatte. Sollte er denn jemals seinen Weg verloren haben, dann nie so derartig, dass er sich zurück zu den Wurzeln begeben musste, wie Maul es jetzt tun würde. Für ihn gab es nur noch die Flucht nachvorn, denn hinter ihm war nur der Tod. Hinter ihm war nur die Verdammnis, sollte er nicht als Größerer wiederkehren, als sein Meister. Korriban
musste ihm zum Lord der Sith, zu einem wahrhaftigen Darth, machen, ansonsten blieb ihm nur der Tod – und das zurecht.
Mauls Gedanken kreisten noch lange um die Macht und um seine eigene, ungewisse Zukunft, um die geringe Hoffnung in den Ruinen einer lange vergessenen Zeit das zu finden, was ihm sein Leben wiedergeben könnte, ehe ihm auffiel, wie unvorsichtig er geworden war.
Sein Meister hatte ihn einmal den „Schattenjäger“ genannt. Nicht nur, weil er die jagte, die wie Schatten zu verschwinden verstanden, sondern auch, weil er in den Schatten, mit den Schatten, als ein Schatten jagte. Maul war in der Lage, sich auf eine so unglaubliche Weise in der Macht zu verbergen, dass nicht einmal blinde Tiere, die nicht von ihren Augen getäuscht werden konnten, seine Anwesenheit bemerkten, und er hatte tatsächlich nicht daran gedacht, seine Präsenz zu verhüllen. Der Zabrak stieß ein unwilliges Knurren aus und erhob sich aus dem Pilotensitz. Breitbeinig stand er da, die Arme hinter dem Rücken, sodass jeweils eine Hand den Ellenbogen des anderen Armes berührte, seinen Kopf hielt er gesenkt, seine Augen waren geschlossen.
Es dauerte eine Sekunde, bis er wieder sehen konnte. Das ganze Schiff war ein Schleier aus Farben, umhüllt, durchwebt und durchzogen vom Licht der Macht, dem unendlichen Energiefeld. Er konzentrierte sich und fokussierte sich nun auf das Äußere des Raumschiffs. Die bunten Farben nahmen nun die Form des Kreuzers an, der sich deutlich vom Rest des Hyperraums abzeichnete. Die Macht im Hyperraum floss so schnell, dass sie unverändert wirkte, ein einheitlicher lilaner Strom, mit mal roter, mal blauer Überhand, in ihr wirkte das Raumschiff auffällig und grell. Maul atmete ein, und aus. Sein Atem durchströmte seinen ganzen Körper, wie die Macht, die durch ihn floss, als er nach ihr griff und sie änderte. Er zog die Macht des Umfelds zu sich heran, verdichtete sie zu einem Schutzmantel, der sich, wie eine zweite Haut, um das Magnetfeld des Raumschiffs legte. Eine anstrengende, aber notwendige Prozedur. Das Raumschiff verschwand, wurde eins mit dem Machtfluss des Hyperraums. Die Machtsensivität war verborgen unter der Allgegenwart der Macht selbst.
Sein Körper zitterte, unwillkürlich sank er auf die Knie, kaum, dass er sich wieder aus dem Strom der Macht gelöst hatte. Schweiß perlte von seiner Stirn, sein Schädel schmerzte und er fühlte eine Übelkeit in sich aufsteigen, die er so noch nie gespürt hatte. Einen derartigen Kraftakt hatte er noch nie vollbracht. Es dauerte eine Weile, in der sich der Boden zu drehen begann, und bunte Lichter, wie kleine Supernoven vor seinen Augen in Dunkelheit erschienen und wieder verblassten, ehe er sich über diesen Erfolg freuen konnte. Aber sobald er wieder stand, breitete sich ein beinahe zufriedenes Lächeln über seinem Gesicht aus.
Das unheimliche Lächeln des Zabraks verschwand jedoch, als er eine Veränderung im Machtgefüge wahrnahm. Die Padawan musste aufgewacht sein, und ihre Gefühle waren aufgewühlt, wie die Oberfläche Kaminos.
Stirnrunzelnd verließ er das Cockpit und betrat den Bereich, in dem die Jedi wohl schliefen und aßen. Im Gegensatz zu den Sith, die Reichtum und Prunk zur Schau stellten, um ihre eigene Macht zu symbolisieren, waren die Jedi regelrechte Askethen. Der Innenraum des Frachters war zwar groß, aber bot wenig Komfort: Die Wände waren mit unpoliertem Metall verkleidet, und auch der Tisch, sowie die Eckbank, die sich linker Hand zum Hauptgang befanden, waren daraus gefertigt. Die Bank hatte einfache Polster, die beinahe schon abgewetzt aussahen.
Rechterhand befand sich eine Luftdruckschleuse, hinter der die Schlafkojen lagen. Maul hatte sie kurz inspiziert, als er die bewusstlose Padawan dort abgelegt hatte. Die Pritschen waren gerade zwei Meter lang und achtzig Zentimeter breit, die Matratzen kaum der Rede wert. Kopfkissen gab es nicht, und trotz der Kälte im Weltraum waren die Decken kaum mehr als ein Hauch aus Stoff. Mauls eigener Mantel war vermutlich dicker als diese Decken.
Die Druckluft entwich zischend, als die Tür sich öffnete und zur Seite glitt. Maul trat hindurch, wobei er sich ducken musste, und sah sich in dem Raum um. Es gab acht Kojen, und auf der, direkt neben der Tür, saß die junge Padawan. Ihr Blick war leer, ihr Gesicht von Schmerz gezeichnet, voller Schmutz, Schweiß und Tränen.
Maul betrachtete sie neugierig. Für ein menschliches Wesen war sie recht hübsch, auch wenn sie nicht so weiblich war, wie die vielen menschlichen Frauen, die er im Holonetz sah. Doch das war nicht überraschend, sein Meister hatte ihm oft erklärt, dass Prostituierte, auch, wenn sie Menschen waren, nicht das Maß aller Dinge waren.

Noch immer war in ihrem Inneren dieses Loch. Dieser Strudel, diese Leere. Roby weinte nicht. Sie war leer. Da waren keine Tränen, kein Schrei, kein Ritual, das ihre Trauer in Worte fassen könnte. Sie saß nur da, in sich zusammengesunken, den Hinterkopf an das Metall gelehnt, und spürte, wie jeder Atemzug Körper und Seele unendliche Schmerzen bereitete. Sie wollte sich in diesem Schmerz verlieren, wollte ihn nehmen und damit zerstören, was auch immer ihnen allen das angetan hatte. Ihre Freunde, ihre Familie, ihr Meister war tot! Der rote Schatten hatte ihn dahingemetzelt, wie er es mit allen anderen getan hatte. Was auch immer er gewesen war, Roby würde ihn finden, und sie würde sie rächen.
Die Luftschleuse zischte verräterisch und die Padawan richtete sich ruckartig auf, in der Hoffnung, endlich Aufklärung über das zu erlangen, was hier gespielt wurde. Doch sie erstarrte, ihre Augen bohrten sich voller Fassungslosigkeit, Angst und Hass in die des Eingetretenen.
Er trug schwarze Hosen, aus einem Stoff, den sie nicht kannte, ein Gürtel um die Mitte hielt seine Waffe, ebenso wie er dafür sorgte, dass sein Oberteil, das typisch gefaltet war, nicht auseinander fiel. Seine Haut war rot wie frisches Blut und über und über bedeckt von schwarzen Tättowierungen. Außer auf seinem Kopf, denn dort sproßen mehrere, spitze, kurze Hörner. Selbst, wenn die Gestalt nicht so markant wäre, hätte Roby ihn überall wieder erkannt.
Vor ihr stand der rote Schatten.

Maul betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte Angst, sie war wütend.Und leer. Das alles konnte er verstehen. Und sicherlich hatte sie nicht erwartet, ihn hier anzutreffen. Aber was hatte sie gedacht? Dass einer dieser Jedi überlebt habe? Nicht einmal der Stärkste von ihnen, war ihm gewachsen gewesen. Eine kleine Herausforderung, ja, aber gewachsen niemals. Nicht einer von ihnen. Nicht einmal sie, nur sie … sie hatte überlebt. Sie hatte ihm einen guten Kampf geliefert, geboren aus der Verzweiflung in ihr, und dann … hatte sie etwas getan, was er noch nie erlebt hatte. Allein bei der Erinnerung, spürte er, wie die Konfussion in ihm wieder aufstieg und unterdrückte sie.
Die junge Frau war wie ein Tier, das er in die Ecke gedrängt hatte, er sollte sie nicht unterschätzen. Langsam, vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken, hob er die Hand bis zu seinem Lichtschwert, nahm es vom Gürtel.
Ihre Hand schnellte vor, zu ihrem Schwert – doch es war nicht mehr da. Ihre Augen weiteten sich, und Zorn übernahm die Oberhand. „Wo ist es?!“, fuhr sie den Zabrak an. „Wo ist mein Schwert?!“ Maul holte tief Atem. Bis gerade hatte er gewünscht, er müsse nicht reden. Reden war nicht seine Stärke. Er tat es weder gern, noch viel. „Dein Schwert zerstörte ich bei unserem Kampf“, erwiderte er. Seine Stimme war leise, nicht mehr als ein heiseres, raues Flüstern, tief zwar, aber irgendwie unangenehm. Und auch an seiner Wortwahl merkte man, dass er extrem eingerostet war, was die direkte Kommunikation betraf. „Das deines Meisters habe ich an mich genommen.“ Er machte eine kurze Pause und schluckte. Schon jetzt fiel ihm das Sprechen schwer und seine Kehle war trocken. „Zur Sicherheit“, fügte er noch hinzu. Während er sprach, hatte er sein eigenes Lichtschwert zur Seite gelegt. Er wollte ihr keine Angst machen, fühlte er sich doch auf eine merkwürdige Weise, die er nicht erklären konnte, zu ihr hingezogen. Ihre Gefühle, die ihn förmlich ansprangen. Maul verstand das nicht. Es war nicht die übliche Art, nicht dieses Bewusstsein darüber, dass sein Gegenüber litt, das er kannte. Er konnte sich davon nicht nähren, es weder greifen noch wirklich verwenden. Viel mehr war es auf eine andere, tiefere Weise, in ihm.
Es machte ihm Angst, zog ihn an und stoß ihn ab auf die gleiche Art. Zu fühlen wie sie schwächte ihn, doch sie zu fühlen machte ihn stark. Und gab ihm Vorteile.
Noch bevor sie es wusste, wusste er es und er trat, unwillkürlich, einen Schritt zur Seite, als die junge Frau sich auf das Laserschwert stürzen wollte, dass nun neben ihm auf einer der leeren Pritschen lag.
Die Bewegung war zwar fließend, doch er konnte sehen, wie sehr es sie schmerzte. Als sie sich wieder aufrichtete, taumelte sie bereits, und es war für ihn ein leichtes, ihr das Laserschwert aus der Hand zu winden. Sie wehrte sich kaum, sank gegen ihn, und Maul fühlte die Wärme des menschlichen Körpers.
Er war noch niemals einem Menschen so nahe gewesen, außer im Kampf. Noch nie hatte er Wärme, Kraft und sanfte Schwäche so derartig gespürt. In seinen Armen wirkte sie nicht mehr zierlich, sondern regelrecht zerbrechlich, und eine ungeahnte Woge aus Zuneigung und Fürsorge überkam ihn, als er ihre Verwirrung spürte. Er hatte ihr alles genommen. Ihre Sicherheit, ihre Familie, ihren Meister; er war für sie verantwortlich. Und noch viel mehr. Die Macht war es, die ihn lenkte, doch er spürte, dass er wollte, dass sie ihn lenkte. Er überließ sich dem Drängen und berührte, zärtlich, mit seiner Hand ihre Wange. Sie war erneut der Bewusstlosigkeit nahe, dieser kurze Kraftakt und die Aufregung hatten sie schon wieder zu sehr ausgelaugt. Maul spürte, dass er etwas dagegen tun konnte, tun musste. Seine Kraft verband sich mit ihrer, und er teilte mit ihr, was er nicht brauchte, was er aus der Macht um sich herum schöpfen konnte. Ihre Lider flatterten, schlossen sich für eine Sekunde, doch er brauchte nicht zu fürchten. Die Macht war in ihr, und in ihm und mit ihnen beiden.
Sie öffnete ihre Augen wieder, starrte ihn an, mit einer Mischung aus Wissen und Verwirrung, die das spiegelte, was er empfand. Es war ihrerbeider ureigenste Natur, die sie leitete, fernab von Gut und Böse, von der hellen und der dunklen Seite empfanden sie eine Anziehung für einander, die man nicht erklären musste.
Maul spürte, wie sein Verstand, und all seine Mauern, von dieser Anziehung, die rauschend war, wie ein Wasserfall, in den Abgrund gerissen wurden, und verschwanden. Und auch in ihren Augen sah er diesen Zusammenbruch, als ihr Körper sich ihm entgegen drückte, und die Verwirrung völlig aus ihrem Blick wich.
Still standen sie beeinander, er hatte seine Arme um ihre Taille gelegt, ihre rechte Hand ruhte auf seiner Brust, während sie einfach nur im fremd-vertrauten Blick des Anderen ertranken. Mauls Augen wanderten über ihr Gesicht. Ihre Züge waren weich, doch schön. Immer noch waren die Tränenspuren deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen, die an manchen Stellen den Staub Naboos fortgewaschen hatten, doch es machte sie nicht weniger schön. Nur echter. Im Gegensatz zu den Frauen in den Holonetzen. Er blickte auf sie hinab, auf die zerbrechliche Frau in seinen Armen, auf ihre schönen Lippen, und noch bevor er wusste, was er da tat, lagen seine auf den ihren.

Hier, jenseitig von allen Fragen, die sie je gehabt hatte, versuchte Roby sich nur nicht einzubilden, sie wüsste, was geschah. Der rote Schatten, der sprechen konnte, tat ihr nicht nur nichts, sondern hatte seine Kraft mit ihr geteilt, und damit etwas ausgelöst, was zwischen ihnen geschlummert hatte. Was es war, konnte sie nicht sagen, sie wusste nur, dass alles, was sie wollte, seine Nähe war. So nah, wie es ging. So lange, wie es ging. Und der Kuss war die Erfüllung ihrer Wünsche.
Seine Lippen waren rau, doch sanft genug, sodass sie auf ihn eingehen konnte, ohne sich in die Enge gedrängt zu fühlen. Eine seiner Hände wanderte zu ihrem Gesicht, umfasste es, streichelte sanft über ihre Wange, während sie beide sich in diesem Kuss verloren.
Was sanft anfing, wurde schon bald intensiver, und Roby erwischte sich dabei, wie ihr Atem sich beschleunigte, und sie sich immer enger an ihn drückte. Seine Küsse wurden fordernder, seine Arme strichen über ihren Rücken, wanderten tiefer, während ihre Hände sich in seinen Rücken krallten.

Hitze stieg in ihm auf. Eine Hitze, die ihn verlangend machte. Er drängte sie zurück auf die Pritsche, immer in dem Wissen, dass sie vollkommen einverstanden war, mit dem, was er tat. Seine Küsse, die erst fordernder geworden waren, waren nun regelrecht brutal. Er biss auf ihre Lippe, zog und nagte an ihr. Stöhnen war die Antwort, Kratzen über seinen Rücken.
Er drückte sie auf die Matratze, war über ihr. Ein Knie zwischen ihren Beinen, die sie bereitwillig für ihn spreizte, ließ er sich die Zeit, auf sie herabzusehen.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig, ihr Blick war hell und klar, anders, als noch vor wenigen Augenblicken, ihre Lippen waren jetzt schon leicht geschwollen, ihre Wangen waren gerötet.
Er beugte sich über sie, und küsste sie erneut. Verlangend und fordernd, was sie unterwürfig und stöhnend entgegnete. Sie spreizte ihre Beine noch mehr, was er nutzte, um sein Knie stärker zu bewegen, sie damit zu reizen. Sie zuckte leicht hin und her, er lächelte.
Eine seiner Hände vergrub sich in ihren langen, aschblonden Haaren, während die andere zu einer ihrer Brüste wanderte. Er streichelte sie, umkreiste die Stelle, die sich unter dem Stoff anders anfühlte, sehr zu ihrer Verzückung.
Maul war fasziniert von ihren Reaktionen, und ließ mit seinen Lippen von ihrem Mund ab, um den zweiten Knubbel zu verwöhnen. Sie stöhnte auf und bog sich ihm entgegen. Er spürte, wie die Hitze in ihm mehr aufzuwallen begann und er sehnte sich danach, sie zu spüren. Er zog an ihrem herrlichen Haar, was sie mit einem Aufschrei quittierte, der in ihm einen Punkt berührte, der nun ihn selbst beinahe zum Stöhnen brachte. „Bitte“, flüsterte sie, mit lustgeschwängerter Stimme.
Maul ergab sich ihrem gemeinsamem Willen.
Als sie endlich nackt vor ihm lag, betrachtete er sie erneut. Die schlimmen Blessuren übersah er, und musterte dafür den Rest. Ja, sie war schön. Sie hatte einen sinnlichen Körper. Muskulös zwar, aber eben doch zierlich, nahezu zerbrechlich.
Mit den Lippen erkundete er eben diesen Körper, der unter seinen sanften, aber fordernden Berührungen erbebte. Immer öfter hob sie ihr Becken an und drückte gegen seine Körpermitte, die doch so schon brannte, pochte und nach ihr verlangte. Aber voll bekleidet zu sein, während sie nackt war, gab ihm ein Gefühl von Macht auf einer ganz anderen Ebene.
Maul biss sie sanft in die weiche Haut am Hals, ein lustvolles Seufzen war die Antwort, worauf er fester zubiss. Auch dies blieb nicht unbeachtet. Sie stöhnte kehlig, und er konnte fühlen, wie sie mit fahrigen Fingern begann, sich an seiner Kleidung zu schaffen zu machen.
Zwischen ihren nackten Körpern flirrte Hitze, sie pulsierte und zog sie näher zueinander. Maul spürte, wie neben blanker Lust auch Aufregung von seinem Körper Besitz ergriff und für eine Sekunde stockte sein Atem.

Roby fühlte sich völlig von Sinnen. Etwas vergleichbares hatte sie noch nie gespürt, ihr Universum wurde aus den Fugen gehoben, als er endlich, sanft und fordernd zugleich, mit ihr verbunden war. Um sie herum schien alles unwichtig zu werden, es gab nur noch sie beide, gemeinsam. Nichts hatte sich je richtiger angefühlt.